Tag 4: Nino unter Jugendlichen
Teenagerschwangerschaften machen im Distrikt Mokhotlong fast 40 Prozent der Schwangerschaften aus. Sie bergen sowohl für die Mütter als auch für die Kinder ein grosses gesundheitliches Risiko. Nino erfährt bei seinem Besuch im Jugendzentrum in Mokhotlong, wieso Aufklärungsarbeit durch Gleichaltrige besonders effektiv ist.
Teenagerschwangerschaften machen im Distrikt Mokhotlong fast 40 Prozent der Schwangerschaften aus. Sie bergen sowohl für Mutter als auch für die Kinder ein grosses gesundheitliches Risiko. SolidarMed betreibt deshalb ein Projekt, welches sich ausschliesslich um die Jugendlichen kümmert. Jedes Dorf wählt eine:n Jugendliche:n, einen sogenannten Peer Educator, mit dem/der sich die Jugendlichen auf Augenhöhe austauschen können. Diese:r Peer Educator wird von SolidarMed an den monatlichen Treffen in Mokhotlong im Jugendzentrum geschult.
Die Vermittlung von Wissen und Diskussionen über Fragen der reproduktiven und sexuellen Gesundheit kann sehr effektiv unter Gleichaltrigen geschehen. Junge Menschen verinnerlichen Botschaften oder passen ihr Verhalten besser an, wenn sie von Personen in einem ähnlichen Alter vermittelt werden. Von Menschen, die dieselben Sorgen teilen. Gerade in einem soziokulturellen Kontext, in dem viele Themen tabubehaftet sind, zeigt diese Methode Erfolg
Nach dieser Auflockerung geht es ins Zentrum. Jede:r Peer Educator steht auf die Bühne und erzählt von den Erlebnissen im letzten Monat. Ein Mädchen erzählt, dass es immer wieder vorkommt, dass junge Menschen Suizidgedanken haben. Leider sehen gerade Mädchen, die ungewollt schwanger werden, dies oft als einzigen Ausweg. Die Peer Educator besprechen deshalb, wie sie in diesen Situationen unterstützen können. Die gleichaltrigen Jugendlichen dabei zu unterstützen, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln, gehört ebenso zu ihrer Arbeit, wie die Aufklärung über Verhütungsmöglichkeiten. Gerade bei solchen sensiblen Themen ist die Aufklärung durch Jugendliche viel effektiver, weil die Gleichaltrigen eher auf sie hören als auf Erwachsene.
«Ich bin überzeugt, dass es noch mehr solcher Jugendzentren geben müsste. Bedarf und Nutzen scheinen gross zu sein.»
Mamonyane Makhetha ist Koordinatorin dieses Jugendzentrums und SolidarMed Mitarbeiterin. Sie erklärt, dass die Jugendlichen das Geld für den Transport erhalten, um an diesen wichtigen Treffen teilnehmen zu können. Auch das reichhaltige Mittagessen gehört dazu. Heute sind 15 Peer Educator gekommen, zwei haben den Weg nicht geschafft.
Kamonelo hat versucht sie davon abzuhalten. Ohne Erfolg. Ihr blieb nur noch die Möglichkeit die lokale Polizei einzuschalten, die das Mädchen dann nach Hause holte. Leider war es aber schon zu spät und das Mädchen war bereits missbraucht worden. Dennoch möchte man nicht wissen, was geschehen, wäre, wenn Kamonelo nicht so mutig vorgegangen wäre und sich eingesetzt hätte. Zum Glück hat sich das Mädchen weder mit HIV angesteckt noch wurde sie schwanger. Nino ist sichtlich betroffen von dieser tragischen Geschichte aber auch beeindruckt über den Einsatz von Kamonelo.
«Ich bin überzeugt, dass es noch mehr solcher Jugendzentren geben müsste. Bedarf und Nutzen scheinen gross zu sein», meint Nino am Abend in Maseru. Pauline Grimm, Programmverantwortliche Lesotho berichtet, dass ein weiteres Anfang 2023 in Mapolani eröffnet wird.
«Einmal mehr hat es gut getan zu sehen, wie privilegiert wir Schweizer sind. Eindrücklich was SolidarMed in diesem Land erreicht hat und hoffentlich noch weiter bewirken kann», sagt Nino abschliessend zu den Eindrücken seines Besuches. Morgen nämlich geht es bereits wieder zum Flughafen in Maseru. SolidarMed ist dankbar mit Nino einen Botschafter zu haben, der sich Zeit nimmt, die Projekte zu besuchen, um sich selbst ein Bild zu machen und die Anliegen im ländlichen Afrika an die Öffentlichkeit zu tragen.
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